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   VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18.WI.A   

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VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18.WI.A (https://dejure.org/2021,74705)
VG Wiesbaden, Entscheidung vom 08.04.2021 - 4 K 1239/18.WI.A (https://dejure.org/2021,74705)
VG Wiesbaden, Entscheidung vom 08. April 2021 - 4 K 1239/18.WI.A (https://dejure.org/2021,74705)
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Volltextveröffentlichung

  • milo.bamf.de

    AsylG, § 3 Abs 1; AsylG, § 4 Abs 1; AufenthG 2004, § 60 Abs 5; MRK, Art 3
    Afghanistan: subsidiärer Schutz bei drohender Verfolgung durch Dritte, keine inländische Fluchtalternative wegen humanitärer Situation; Abschiebungsverbot für minderjähriges Kind wegen drohender Verelendung

 
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Wird zitiert von ... (0)Neu Zitiert selbst (44)

  • VGH Baden-Württemberg, 17.12.2020 - A 11 S 2042/20

    Abschiebungsverbot für einen leistungsfähigen, erwachsenen afghanischen Mann

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Hintergrund des Anstiegs der Armutsrate seien der pandemiebedingte Wegfall von Existenzgrundla gen aufgrund des verhängten Lockdowns, rückläufiger Arbeitsnachfrage, sinkender Einkommen, der Rückkehr vieler afghanischer Flüchtlinge und Arbeitsmigranten, aus bleibender Überweisungen aus dem Ausland sowie ansteigender Lebenshaltungskos ten insbesondere für Nahrung infolge der Pandemie (World Bank Group - Afghanistan Development Update - Surviving the Storm, Juli 2020, Asylfact Dok.Nr.: 298224, S. 5, 15, 20; vgl. auch SFH, Afghanistan: Gefährdungsprofile, 30.09.2020, Asylfact Dok.Nr.: 299198, S. 15; EASO, Afghanistan Country of Origin Information Report - Key socioeconomic indicators - Focus on Kabul City, Mazar-e Sharif and Herat City, August 2020, Asylfact Dok.Nr.:298790, S. 36; Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, Urteil vom 17. Dezember 2020 - A 11 S 2042/20 -, Rn. 37, juris).

    Nur etwa 15 % der Arbeitnehmer werden über den örtlichen Bazar angeworben, der größte Teil der Arbeitsplätze wird über Freunde oder Verwandte erlangt (Verwal tungsgerichtshof Baden-Württemberg, Urteil vom 17. Dezember 2020 - A 11 S 2042/20 -, Rn. 52, juris).

    Beson dere begünstigende Umstände können insbesondere dann gegeben sein, wenn der Schutzsuchende in Afghanistan ein hinreichend tragfähiges und erreichbares familiäres oder soziales Netzwerk hat, er nachhaltige finanzielle oder materielle Unterstützung durch Dritte erfährt oder über ausreichendes Vermögen verfügt (so auch VGH BaWü, Urteil vom 17.12.2020, A 11 S 2042/20, Rn. 105, juris).

    der Covid Pandemie bzw. den diesbezüglichen ergriffenen Bekämpfungsmaßnahmen (Lockdown, Grenzschließungen, etc.) auf die afghanische Wirtschaft, die Lebenshaltungskosten und die Arbeitsaussichten von Rückkehrern sich zu einer Modifikation dieser ständigen Rechtsprechung veranlasst gesehen und gehen nunmehr davon aus, dass aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen ein Abschiebungsverbot auch für erwerbsfähige, erwachsene Männer ohne Unterhaltsverpflichtungen regelmäßig vor liegt, wenn nicht in ihrer Person besondere begünstigende Umstände vorliegen ( so VGH BaWü, Urteil vom 17.12.2020, A 11 S 2042/20, Rn. 105 m.w.N., juris; OVG RLP, Urt. V. 30.11.2020, 13 A 11421/19, Rn. 136, juris (auf besondere Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit des Rückkehrers abstellend); OVG Bremen, Urteil vom 24.11.2020, 1 LB 351/20, Rn. 52 ff., juris; an der bisherigen Einschätzung festhaltend dagegen BayVGH, Urteil vom 26.10.2020, 13a B 20.31087, Rn. 42 ff., juris).

    Liegen die als zentral für ein Überleben in Afghanistan eingestuften sozialen oder fami liären Netzwerke (vgl. HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 163 ff., VGH BaWü, Urteil vom 17.12.2020, A 11 S 2042/20, Rn. 108; Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom 02.09.2019, Asylfact-Dok.Nr. 291244, S. 3 1 ; Stahlmann, Gutachten an das VG Wiesbaden vom 28.03.2018, Asylfact Dok.

  • EGMR, 21.01.2011 - 30696/09

    Belgische Behörden hätten Asylbewerber nicht nach Griechenland abschieben dürfen

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Zwar können auch schlechte humanitäre Verhältnisse in besonderen Ausnahmefällen eine Verletzung des Art. 3 EMRK darstellen (vgl. EGMR, Urt. v. 27.05.2008 - 26565/05, N./Vereinigtes Königreich, NVwZ 2008, 1334; EGMR, Urt. v. 28.06.2011 - 8319/07, Sufi u. Elmi, NVwZ 2012, 681; EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., NVwZ 2011,413; BVerwG, Urt. v. 31.01.2013, 10 C 15/12, Rn 25f.; VGH Mannheim, Urt. v. 24.07.2013, A 11 S 697/13; Rn 80 ff.), jedoch ist erforderlich, dass die Gefahr eines ernsthaften Schadens von einem der in § 3c AsylG bzw. Art. 6 QRL genannten Akteur ausgeht (zum Kriterium der Zielgerichtetheit BVerwG, Beschl. v. 13.02.2019, 1 B 2/19, Rn. 13; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1923/14.WI.A, Rn. 44; ausführlich Broscheit/Gornik, ZAR 2018, 302 (305f.,307)).

    Die schlechten humanitären Bedingungen sind zwar teilweise (direkt o der indirekt) auch, aber sicherlich nicht überwiegend auf gegenwärtige Aktionen der Gegner der Regierung bzw. der derzeitigen Konfliktparteien oder den afghanischen Staat zurückzuführen, basieren aber wesentlich auf den dem jetzigen Konflikt voraus gegangenen Ereignisse in der Zeit von 1979 bis 2001 und der daraus resultierenden chronischen Unterentwicklung des Landes (vgl. EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., Rn 196; VGH BaWü, Urt. v. 24.07.2013 - A 11 S 697/13, Rn. 109; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 40; HessVGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 48) sowie den schwierigen klimatischen Bedingungen und Umweltkata strophen.

    Im Falle einer Abschiebung wird eine Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland nach Art. 3 EMRK dann begründet, wenn erhebliche Gründe für die Annahme bestehen, dass der Betroffene im Fall der Abschiebung tatsächlich Gefahr läuft, einer Art. 3 EMRK wi dersprechenden Behandlung ausgesetzt zu sein (vgl. EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., Rn. 365 ff.).

    Dies gilt nicht nur in Fällen, in denen diese Verhältnisse ganz oder überwiegend auf staatlichem Handeln, auf Handlungen von Parteien eines innerstaatli chen Konflikts oder auf Handlungen sonstiger, nicht staatlicher Akteure beruhen, die dem Staat zurechenbar sind, weil er der Zivilbevölkerung keinen ausreichenden Schutz bieten kann oder will, sondern auch dann, wenn die schlechten humanitären Bedingun gen nicht auf ein solches Handeln zurückzuführen sind, wenn ganz außerordentliche individuelle Umstände hinzutreten (BVerwG, Urteil vom 13. Juni 2013 - 10 C 13/12 -, BVerwGE 147, 8, Rn. 25; EGMR, Urt. v. 27.05.2008 - 26565/05, N./Vereinigtes Königreich, NVwZ 2008, 1334; EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., NVwZ 2011, 413; EGMR, Urt. v. 28.06.2011 - 8319/07 und 11449/07, Sufi und Elmi, NVwZ 2012, 681; EGMR, Urt. v. 13.10.2011 - 10611/09, Husseini, NJOZ 2012, 952; Bay.VGH, Urt. v. 23.3.2017 - 13a B 17/30030, Rn15).

  • BVerwG, 27.04.2010 - 10 C 4.09

    Abschiebungsschutz; Abschiebungsverbot; Widerrufsverfahren; subsidiärer Schutz;

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Möglich sind aber auch solche persönlichen Umstände, aufgrund derer der Antragsteller als Zivilper son zusätzlich der Gefahr gezielter Gewaltakte - etwa wegen seiner religiösen oder eth nischen Zugehörigkeit - ausgesetzt ist, sofern deswegen nicht bereits die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft in Betracht kommt (BVerwG, Urt. v. 27.04.2010 - 10 C 4.09 - BVerwGE 136, 360, Rn. 33; BVerwG, Urt. v. 17.11.2011 - 10 C 13/10 -, Rn. 18).

    (BVerwG, Urt. v. 27.04.2010 - 10 C 4/09 -, BVerwGE 136, 360, Rn. 33).

    Gesamtzahl der in dem betreffenden Gebiet lebenden Zivilpersonen einerseits und der Akte willkürlicher Gewalt andererseits, die von den Konfliktparteien gegen Leib oder Leben von Zivilpersonen in diesem Gebiet verübt werden, sowie eine wertende Ge samtbetrachtung mit Blick auf die Anzahl der Opfer und die Schwere der Schädigungen (Todesfälle und Verletzungen) bei der Zivilbevölkerung unter Berücksichtigung der medizinischen Versorgungslage (BVerwG, Urt. v. 27.04.2010 - 10 C 4/09 -, BVerwGE 136, 360, Rn. 33; BVerwG, Urt. v. 13.02.2014 - 10 C 6.13 - Rn. 24).

    Eine annährungsweise Ermittlung der entsprechenden, zueinander ins Verhält nis zu setzenden Zahlen ist jedoch vorzunehmen und ausreichend (vgl. BVerwG, Urt. v. 27.04.2010 - 10 C 4/09, juris, Rn. 35).

  • VGH Hessen, 23.08.2019 - 7 A 2750/15

    Abschiebungsrelevante Lage in Afghanistan

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Die schlechten humanitären Bedingungen sind zwar teilweise (direkt o der indirekt) auch, aber sicherlich nicht überwiegend auf gegenwärtige Aktionen der Gegner der Regierung bzw. der derzeitigen Konfliktparteien oder den afghanischen Staat zurückzuführen, basieren aber wesentlich auf den dem jetzigen Konflikt voraus gegangenen Ereignisse in der Zeit von 1979 bis 2001 und der daraus resultierenden chronischen Unterentwicklung des Landes (vgl. EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., Rn 196; VGH BaWü, Urt. v. 24.07.2013 - A 11 S 697/13, Rn. 109; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 40; HessVGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 48) sowie den schwierigen klimatischen Bedingungen und Umweltkata strophen.

    Nach der in der Vergangenheit deutlich überwiegenden verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung war ein arbeitsfähiger, gesunder, alleinstehender Mann regelmäßig auch ohne nennenswertes Vermögen oder familiären Rückhalt im Falle einer Rückkehr nach Afghanistan in der Lage, durch Gelegenheitsarbeiten in einer urbanen Region ein kleines Einkommen zu erzielen und damit wenigstens ein Leben am Rande des Exis tenzminimums zu bestreiten (vgl. BVerwG, Beschl. v. 25.10.2012 - 10 B 16/12; Hess- VGH, Urt. v. 30.01.2014 - 8 A 119/12, Rn. 49 ff.; Hess VGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 147; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 183 ff.; BayVGH, Beschl. v. 23.01.2017 - 13a ZB 17.30044; OVG NRW, Urt. v. 03.03.2016 - 13 A 1828/09.A; VG Augsburg, Urteil vom 08. Januar 2018 - Au 5 K 17.32590, Rn. 47).

    Sind diese Umstände kumulativ gegeben, ist regelmäßig anzunehmen, dass die Voraussetzungen für ein Ab schiebungsverbot nach § 60 Abs. 5 AufenthG i.V.m. Art. 3 EMRK gegeben sind (Hess- VGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 148, juris).

    Daneben sind in Afghanistan auch weitere bestimmte besonders verletzbare Gruppen in beson derem Maße gefährdet: alleinstehende Frauen, alleinstehende Kinder sowie kranke o der ältere Menschen (vgl. Hess. VGH, Urt. v. 23.08.2019 - 7 A 2750/15.A -, juris, Rn. 146).

  • VGH Baden-Württemberg, 12.10.2018 - A 11 S 316/17

    Kein Abschiebungsverbot nach Kabul für alleinstehende gesunde Männer im

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Entsprechend immens war bereits vor Ausbruch der Pandemie die Konkurrenz im Bereich der Arbeitsplätze für ungelernte Kräfte (VGH Baden Württemberg, Urteil vom 12.10.2018 - A 11 S 316/17 -, Rn. 241, juris).

    Dies stellt kei ne Abschätzung der Dunkelziffer dar (VGH Baden-Württemberg, Urt. v. 12.10.2018 - A 11 S 316/17, juris, Rn. 133 ff.), vermag jedoch die Indizwirkung dahingehend zu veran schaulichen, dass, soweit auch nach der Multiplikation der "Mindestopferzahlen" von UNAMA der Schwellenwert des Bundesverwaltungsgerichts nicht erreicht ist, eine Ge fährdung jeder Zivilperson in der Regel nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit an zunehmen sein wird.

    Losgelöst von der Frage der tatsächlichen Opferzahlen und ihrer Erfassbarkeit lässt auch die ergänzende (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urt. v. 12.10.2018 - A 11 S 316/17, juris, Rn. 137) qualitative Gesamtbetrachtung der Lage in der Provinz Herat anhand der dem Gericht vorliegenden Erkenntnismittel nicht erkennen, dass dort ein innerstaatlicher bewaffneter Konflikt herrscht, der jede Zivilperson allein durch ihre An wesenheit gefährdet.

  • VGH Baden-Württemberg, 03.11.2017 - A 11 S 1704/17

    Zuerkennung subsidiären Schutzes; Gefahrenlage für eine Bevölkerungsgruppe wegen

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Auch eine nachlassende subjektive Bindung zur Herkunftsregion durch Umstände, die mittelbare Folgen des bewaffneten Konflikts sind (z.B. Beeinträchtigung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur, nachhaltige Verschlechterung der Versorgungslage) ändert nichts daran, dass diese für die schutzrechtliche Betrachtung grundsätzlich ihre Relevanz behält (vgl. VGH BaWü, Urt. v. 03.11.2017 - A 11 S 1704/17-, Rn.99).

    Dabei können die außergewöhnlichen Umstän de bzw. Merkmale auch solche sein, die eine Person mit anderen Personen teilt, die Träger des gleichen Merkmals sind bzw. sich in einer im wesentlichen vergleichbaren Lage befinden (vgl. EGMR, Urt. v. 13.12.2016 - 61738/10, Paposhvili/Belgien, NVwZ 2017, 1187 Rn 187ff.; VGH BaWü, Urt. v. 03.11.2017 - A 11 S 1704/17, Rn. 165).

    Für diese weisen die aktuell zu erwartenden schlechten Le bensbedingungen und die daraus resultierende Gefährdung - auch ohne besondere gefahrerhöhende Umstände oder konkret drohende Maßnahmen im Einzelfall - eine solche Intensität auf, dass im Allgemeinen - soweit nicht besondere begünstigende Faktoren vorliegen - von einer unmenschlichen Behandlung auszugehen ist (schon BayVGH, Urt. v. 23.03.2017, 13a B 17.30030, Rn. 15 ff.; BayVGH, Urt. v. 21.11.2018, 13a B 18.30632, Rn. 29; VGH BaWü, Urt. v. 03.11.2017 - A 11 S 1704/17).

  • VGH Baden-Württemberg, 24.07.2013 - A 11 S 697/13

    Widerruf einer Entscheidung über Abschiebungsverbote bei Vorliegen einer

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Zwar können auch schlechte humanitäre Verhältnisse in besonderen Ausnahmefällen eine Verletzung des Art. 3 EMRK darstellen (vgl. EGMR, Urt. v. 27.05.2008 - 26565/05, N./Vereinigtes Königreich, NVwZ 2008, 1334; EGMR, Urt. v. 28.06.2011 - 8319/07, Sufi u. Elmi, NVwZ 2012, 681; EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., NVwZ 2011,413; BVerwG, Urt. v. 31.01.2013, 10 C 15/12, Rn 25f.; VGH Mannheim, Urt. v. 24.07.2013, A 11 S 697/13; Rn 80 ff.), jedoch ist erforderlich, dass die Gefahr eines ernsthaften Schadens von einem der in § 3c AsylG bzw. Art. 6 QRL genannten Akteur ausgeht (zum Kriterium der Zielgerichtetheit BVerwG, Beschl. v. 13.02.2019, 1 B 2/19, Rn. 13; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1923/14.WI.A, Rn. 44; ausführlich Broscheit/Gornik, ZAR 2018, 302 (305f.,307)).

    Die schlechten humanitären Bedingungen sind zwar teilweise (direkt o der indirekt) auch, aber sicherlich nicht überwiegend auf gegenwärtige Aktionen der Gegner der Regierung bzw. der derzeitigen Konfliktparteien oder den afghanischen Staat zurückzuführen, basieren aber wesentlich auf den dem jetzigen Konflikt voraus gegangenen Ereignisse in der Zeit von 1979 bis 2001 und der daraus resultierenden chronischen Unterentwicklung des Landes (vgl. EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., Rn 196; VGH BaWü, Urt. v. 24.07.2013 - A 11 S 697/13, Rn. 109; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 40; HessVGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 48) sowie den schwierigen klimatischen Bedingungen und Umweltkata strophen.

    Auch wenn die humanitäre Situation in Afghanistan weiterhin sehr schlecht ist und bei Ausbleiben von Anschlägen oder Kampfhandlungen eine wesentlich deutlichere Ver besserung der humanitären Verhältnisse wahrscheinlich wäre (vgl. VGH BaWü, Urt. v. 24.07.2013 - A 11 S 697/13, Rn. 121), ist die Annahme nicht zu rechtfertigen, dass der derzeitige Status quo bezogen überwiegend auf Handlungen der Akteure zurückzufüh ren ist.

  • BVerwG, 17.11.2011 - 10 C 13.10

    Abschiebungsverbot; Anspruchsgrundlage; Beschränkung der Revision; Beweismaß;

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Möglich sind aber auch solche persönlichen Umstände, aufgrund derer der Antragsteller als Zivilper son zusätzlich der Gefahr gezielter Gewaltakte - etwa wegen seiner religiösen oder eth nischen Zugehörigkeit - ausgesetzt ist, sofern deswegen nicht bereits die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft in Betracht kommt (BVerwG, Urt. v. 27.04.2010 - 10 C 4.09 - BVerwGE 136, 360, Rn. 33; BVerwG, Urt. v. 17.11.2011 - 10 C 13/10 -, Rn. 18).

    Ausnahmsweise kann bei Eintreten einer außergewöhnlichen Situation, die durch einen so hohen Gefahrengrad gekennzeichnet ist, dass praktisch jede Zivilperson allein auf grund ihrer Anwesenheit in dem betroffenen Gebiet einer ernsthaften, individuellen Be drohung ausgesetzt wäre, auch bei Fehlen individueller gefahrerhöhender Umstände eine Individualisierung der allgemeinen Gefahr eintreten (vgl. BVerwG, Urt. v. 14.07.2009 - 10 C 9/08-, Rn 15; BVerwG, Urt. v. 17.11.2011 - 10 C 13/10 -, Rn. 19).

    Das Bundesver waltungsgericht sieht ein Risiko von 1:800, in dem betreffenden Gebiet verletzt oder getötet zu werden, als so weit von der Schwelle der beachtlichen Wahrscheinlichkeit entfernt an, dass auch eine wertende Gesamtbetrachtung am Nichtvorliegen der Vo raussetzungen des § 4 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 AsylG nichts zu ändern vermag (BVerwG, Urt. v. 17.11.2011 - 10 C 13/10 - , Rn. 22; BVerwG, 17.11.2011 - 10 C 11/10, Rn. 20 (Quote 1:1000)).

  • VGH Hessen, 27.09.2019 - 7 A 1637/14

    Asylrecht (Afghanistan) Subsidiärer Schutz und nationales Abschiebungsverbot

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Die schlechten humanitären Bedingungen sind zwar teilweise (direkt o der indirekt) auch, aber sicherlich nicht überwiegend auf gegenwärtige Aktionen der Gegner der Regierung bzw. der derzeitigen Konfliktparteien oder den afghanischen Staat zurückzuführen, basieren aber wesentlich auf den dem jetzigen Konflikt voraus gegangenen Ereignisse in der Zeit von 1979 bis 2001 und der daraus resultierenden chronischen Unterentwicklung des Landes (vgl. EGMR, Urt. v. 21.01.2011 - 30696/09, M.S.S., Rn 196; VGH BaWü, Urt. v. 24.07.2013 - A 11 S 697/13, Rn. 109; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 40; HessVGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 48) sowie den schwierigen klimatischen Bedingungen und Umweltkata strophen.

    Nach der in der Vergangenheit deutlich überwiegenden verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung war ein arbeitsfähiger, gesunder, alleinstehender Mann regelmäßig auch ohne nennenswertes Vermögen oder familiären Rückhalt im Falle einer Rückkehr nach Afghanistan in der Lage, durch Gelegenheitsarbeiten in einer urbanen Region ein kleines Einkommen zu erzielen und damit wenigstens ein Leben am Rande des Exis tenzminimums zu bestreiten (vgl. BVerwG, Beschl. v. 25.10.2012 - 10 B 16/12; Hess- VGH, Urt. v. 30.01.2014 - 8 A 119/12, Rn. 49 ff.; Hess VGH, Urt. v. 23.08.2019, 7 A 2750/15.A, Rn. 147; HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 183 ff.; BayVGH, Beschl. v. 23.01.2017 - 13a ZB 17.30044; OVG NRW, Urt. v. 03.03.2016 - 13 A 1828/09.A; VG Augsburg, Urteil vom 08. Januar 2018 - Au 5 K 17.32590, Rn. 47).

    Liegen die als zentral für ein Überleben in Afghanistan eingestuften sozialen oder fami liären Netzwerke (vgl. HessVGH, Urt. v. 27.09.2019, 7 A 1637/14.A, Rn. 163 ff., VGH BaWü, Urteil vom 17.12.2020, A 11 S 2042/20, Rn. 108; Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom 02.09.2019, Asylfact-Dok.Nr. 291244, S. 3 1 ; Stahlmann, Gutachten an das VG Wiesbaden vom 28.03.2018, Asylfact Dok.

  • BVerwG, 04.07.2019 - 1 C 45.18

    Trotz Abschiebungsschutzes einzelner Mitglieder der Kernfamilie ist bei der

    Auszug aus VG Wiesbaden, 08.04.2021 - 4 K 1239/18
    Die Mitglieder eines solchen Familienverbandes werden im Regelfall auch tatsächlich bestrebt sein, ihr - grundrechtlich geschütztes - familiäres Zusammenleben in einem Schutz- und Beistandsverband entweder im Bundesgebiet oder im Herkunfts land fortzusetzen (BVerwG, Urt. v. 04.07.2019, 1 C 45/18, Rn. 16 f., juris).

    Der grund- und konventionsrechtliche Schutz des bestehenden Kernfamilienverbandes wirkt auf diese Rückkehrkonstellation ein und lässt auch bei bestehender Bleibeberechtigung einzelner Mitglieder (z.B. Schutzstatus, Abschiebungsverbote, Aufenthaltserlaubnisse) eine getrennte Betrachtung einzelner Familienmitglieder für den Rückkehrfall in der Re gel nicht zu (BVerwG, Urt. v. 04.07.2019, 1 C 45/18, Rn. 2 1 , juris).

  • BVerwG, 31.01.2013 - 10 C 15.12

    Afghanistan; Provinz Helmand; Kabul; Abschiebung; Abschiebungsverbot;

  • EGMR, 28.06.2011 - 8319/07

    SUFI AND ELMI v. THE UNITED KINGDOM

  • EGMR, 27.05.2008 - 26565/05

    N. ./. Vereinigtes Königreich

  • BVerwG, 13.02.2014 - 10 C 6.13

    Abnahme von Fingerabdrücken; Änderung des Asylverfahrensgesetzes;

  • BVerwG, 14.07.2009 - 10 C 9.08

    Abschiebungsschutz wegen innerstaatlichen bewaffneten Konflikts (Irak);

  • BVerwG, 16.08.1993 - 9 C 7.93

    Asylverfahren - Familienasyl - Verfolgung - Gefahrenprognose - Mittelbare

  • BVerwG, 04.07.2019 - 1 C 50.18

    Trotz Abschiebungsschutzes einzelner Mitglieder der Kernfamilie ist bei der

  • BVerwG, 08.09.1992 - 9 C 8.91

    Asylrecht - Asylbewerber - Verfolgungsmaßnahmen

  • BVerwG, 27.04.2010 - 10 C 5.09

    Abschiebungsverbot; Anspruchsgrundlage; Beweismaß; beachtliche

  • BVerwG, 04.07.2019 - 1 C 31.18

    (materielle) Beweislast; Beweiserleichterung; Entziehung; Flüchtlingseigenschaft;

  • EGMR, 13.12.2016 - 41738/10

    Ausweisung, Krankheit, Sperrwirkung, Einreise- und Aufenthaltsverbot, Straftat,

  • BVerfG, 24.06.2014 - 1 BvR 2926/13

    Großeltern müssen bei der Auswahl eines Vormunds in Betracht gezogen werden

  • BVerwG, 13.06.2013 - 10 C 13.12

    Afghanistan; Abschiebung; Abschiebungsschutz; Abschiebungsverbot; allgemeine

  • BVerfG, 05.06.2013 - 2 BvR 586/13

    Anforderungen des Art 6 GG an ausländerrechtliche Maßnahmen der

  • BVerwG, 20.02.2001 - 9 C 21.00

    Politische Verfolgung durch staatsähnliche Organisation; quasi-staatliche

  • EuGH, 17.02.2009 - C-465/07

    WER SUBSIDIÄREN SCHUTZ BEANTRAGT, BRAUCHT NICHT NOTWENDIG ZU BEWEISEN, DASS ER IN

  • EuGH, 30.01.2014 - C-285/12

    Im Unionsrecht ist der Begriff "innerstaatlicher bewaffneter Konflikt" gegenüber

  • BVerwG, 13.02.2019 - 1 B 2.19

    Kriterien einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung i.S. des § 60 Abs.

  • BVerwG, 25.10.2012 - 10 B 16.12

    Abschiebungsverbot wegen Verletzung des Art. 3 MRK im Heimatstaat

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 03.03.2016 - 13 A 1828/09

    Feststellung eines Abschiebungsverbots nach Afghanistan; Widerruf eines

  • VGH Hessen, 30.01.2014 - 8 A 119/12

    Keine Abschiebungsverbote bei alleinstehenden afghanischen Männern

  • VGH Bayern, 23.03.2017 - 13a B 17.30030

    Abschiebungsverbot für Familien mit Kindern nach Afghanistan wegen schlechter

  • OVG Bremen, 24.11.2020 - 1 LB 351/20

    Afghanistan: Berufung abgewiesen; Abschiebungsverbot wegen fehlender Möglichkeit

  • BVerwG, 17.11.2011 - 10 C 11.10

    Aufhebung der Flüchtlingseigenschaft arabischer Volkszugehöriger schiitischen

  • OVG Rheinland-Pfalz, 30.11.2020 - 13 A 11421/19

    Keine Rückkehrgefährdung von jungen männlichen afghanischen Staatsangehörigen

  • VGH Bayern, 26.10.2020 - 13a B 20.31087

    Kein Anspruch auf Feststellung eines nationalen Abschiebungsverbots bezogen auf

  • VGH Bayern, 21.11.2018 - 13a B 18.30632

    Abschiebungsverbot: Berücksichtigung anerkannt schutzberechtigter

  • VGH Hessen, 27.09.2019 - 7 A 1923/14

    Asylrecht (Afghanistan) Subsidiärer Schutz und nationales Abschiebungsverbot

  • OVG Rheinland-Pfalz, 01.09.2017 - 8 A 11005/17

    Abschiebung nach Afghanistan: Keine landesweite ernsthafte individuelle Bedrohung

  • VGH Bayern, 23.01.2017 - 13a ZB 17.30044

    Ablehnung des Antrags auf Zulassung der Berufung

  • EGMR, 13.10.2011 - 10611/09

    HUSSEINI v. SWEDEN

  • VG Augsburg, 08.01.2018 - Au 5 K 17.32590

    Abschiebungsverbot, Flüchtlingseigenschaft

  • BVerwG, 16.04.1985 - 9 C 109.84

    Beiordnung eines Rechtsanwalts als Prozeßbevollmächtigter

  • BVerwG, 12.11.1985 - 9 C 27.85

    Feststellung des asylerheblichen Sachverhalts - Überzeugungsmaßstab -

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